Die WM 2023 sind Geschichte…..
Müde und zufrieden sind wir am 14.8. aus den Niederlanden zurückgekehrt.
Weltmeisterschaften sind ein Großereignis und Spiegel dessen, was sich in der Szene reittechnisch und von der Qualität der Pferde her so tut…. Um es kurz zu machen: Diese Weltmeisterschaften in Oirschot (NL) waren extrem gut organisiert. Die Qualität der Pferde war hervorragend, in einigen Fällen überragend.
Was man als Aussenstehender nicht so leicht mitbekommt, ist die Tatsache, dass jede/r einzelne StarterIn mit ganz persönlichen Zielen kommt und dabei Erfolg hat oder scheitert. Es sei an einigen Beispielen erwähnt.
Johanna Kirchmayr ist mit Kolfreyja frá Rorvik als Reservereiterin dabei gewesen. Wenn es auch nicht leicht ist, als österreichische Meisterin im Speedpass im Endeffekt Zuschauerin zu sein, waren die Trainingsbedingungen am Wettkampfgelände optimal. Diese Teilnahme am Rand ist ein wichtiger Zwischenschritt für den weiteren Weg im Sport….
Johanna Osterkorn war als Junge Reiterin fix qualifiziert. Sie absolvierte 7 von 8 Läufen ganz souverän und erreichte in der Passprüfung Rang 13, im Speedpass Rang 9 und Platz 7 im 250 m Rennen. Eine tolle Leistung, die für die kommende WM (bei der sie sich als Junge Reiterin ein weiteres Mal qualifizieren kann) ein Aufzeigen war.
Die Passbewerbe starteten am Dienstag bei Schlechtwetter mit einer in Summe enttäuschenden Passprüfung. Aber – wie so oft auf der WM – ging es ganz anders weiter. Das 250 m Passrennen brachte Elvar Thormarsson den Weltmeistertitel mit 22,15 sec. Helga Hochstöger war da mit 23,01 noch auf Rang 9. Beim Speedpass am Samstag ging dann aber die Post ab. Helga Hochstöger konnte mit ihrem Nori von Oed im ersten Lauf mit einer Zeit von 7,50 sec den fünften Platz belegen. Die Hoffnung im Team: Eine Medaille. Die sollte dann auch realisiert werden. Mit einem wahren Flug erreichte dieses Dream Team 7,27 sec und damit den WM-Titel. Helga scheint überhaupt das spezielle WM-Feeling zu haben. Ihre bisherige Bestzeit im Speedpass lag bei 7,55 sec. auf der WM 2019 in Berlin. Heuer war ihre Bestzeit auf der ÖM 8,02 (Rang 2 im Speedpass hinter Johanna Kirchmayr). Eine Leistungssteigerung in diesem Ausmaß ist schlichtweg weltmeisterlich…… Das sind auf der 100 m Distanz Welten!!!
Für die ÖsterreicherInnen sollte es aber noch spannend weitergehen. Pierre Sandsten Hoyos war erstens einmal mit einem von ihm ausgebildeten Zuchtpferd erfolgreich. Sigursson von Hoftuni erreichte bei den 7jährigen und älteren Hengsten Rang 6, allerdings als Viergänger. Pierre präsentierte ein beeindruckendes Pferd mit Reiteigenschaften 4gängig von 8,88.
Er schaffte aber auch gleich am Dienstag den Einzug in das Fünfgangfinale…. Und wir waren gespannt. Mit einem extrem professionell angelegten Ritt verwies Pierre den regierenden Fünfgangweltmeister Jon Steinild mit Eilífur fra Teglborg auf den dritten Platz und sicherte sich hinter Sara Sigurbjörnsdóttir mit Floki frá Odholi den Vizeweltmeister. Wer nur ein bisschen die Geschichte dieses Pferdes kennt, weiß die immense Leistung von Pierre doppelt zu schätzen.
Für die ÖsterreicherInnen war es eine unglaublich erfolgreiche WM. Ein harmonisch zusammenarbeitendes Team aller Beiteiligten, ein tolles Trainerteam mit Hinrik Bragason und Hulda Gustafsdottir, eine Weltmeisterin erstmals nach 1999 (Höskuldur Adalsteinsson in der Passprüfung), ein Vizeweltmeister und Rang 5 in der Nationenwertung hinter Dänemark, Island, Schweden und Deutschland. Chapeau!
Kurze persönliche Nachbemerkung
Es ist zwar schön und absolut berechtigt, wenn Susanne Birgirsson den Feather Price für feines, harmonisches Reiten bekommt. Die Rittigkeit der Pferde wird aber in den Prüfungen bis dato nicht wirklich bewertet. Der Feather Price ist nach wie vor ein Feigenblatt für Vieles, das noch immer geschieht, aber so nicht sein soll. Das ist eine Bringschuld der FEIF, die bisher nicht erbracht wurde.
Auf den Weltmeisterschaften sind sehr gute und auch tolle Pferde zu sehen. In meiner subjektiven Bewertung war einer der ganz großen Stars Bárdur frá Melabergi, vorgestellt von Jóhanna Margrét Snorradóttir.
Die isländische Reiterin präsentierte „the art of toelt“ und „the art of 4gate“. An einen Andalusier erinnernd, strahlte der imposante Schimmel Bárdur auf der Ovalbahn. Selbst für Profis war es ein Gänsehautmoment, dieses Paar betrachten zu dürfen, egal ob es den Vizetitel im Viergang oder den Weltmeistertitel im Töltpreis betrifft. Tolles Pferd, perfekt ausgebildet und dann noch so vorgestellt. That’s it!!!!
Hannes Kirchmayr